Nothilfe in Haiti läuft an
Port au Prince ‐ Vor gut einer Woche traf der Hurrikan „Matthew“ auf Haiti und richtete dort sowie in weiteren Karibikregionen schwere Schäden an. Erste Nothilfemaßnahmen sind inzwischen angelaufen. Hilfswerke bitten dringend um Spenden.
Aktualisiert: 15.11.2022
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Vor gut einer Woche traf der Hurrikan „Matthew“ auf Haiti und richtete dort sowie in weiteren Karibikregionen schwere Schäden an. Die Nothilfemaßnahmen sind inzwischen angelaufen. Helfer verteilen Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Kleidung an die Betroffenen. Insbesondere im Südwesten der Insel sei die Situation desaströs, berichtete Oliver Müller, Leiter von Caritas international, am Montag.
„Das Wasser ist hochgradig kontaminiert, weil Latrinen zerstört und sogar ganze Friedhöfe überschwemmt wurden. Es besteht die Gefahr, dass Seuchen wie die Cholera ausbrechen“, erklärte Müller. Zudem seien in einigen Regionen Haitis bis zu 80 Prozent der Ernte vernichtet worden. „Ohne Hilfe von außen könnte das zu massiven Engpässen auf dem Nahrungsmittelmarkt führen, bis hin zu einer Hungersnot“, warnte der Leiter des Caritas-Hilfswerks.
Auch die Salesianer Don Boscos, die seit 1935 auf der Insel tätig sind, haben erste Nothilfemaßnahmen gestartet. Der Zusammenbruch der Landwirtschaft auf der ganzen Insel sei das größte Problem für alle, stellte der Salesianer-Pater Mesidor aus Haiti fest. Dadurch werde die andauernde Hungerkrise des Landes weiter verstärkt. Die Salesianer Don Boscos planen nach eigenen Angaben, so bald wie möglich 3.000 betroffene Kinder und Jugendliche täglich mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen.
Auch das Entwicklungshilfswerk Misereor warnte am Donnerstag vor einer akuten Nahrungsmittelkrise. Indes sei das volle Ausmaß der Zerstörung in vielen Gegenden noch gar nicht erfasst, erklärte die Misereor-Länderreferentin Barbara Küpper im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es gebe keine Stromleitungen mehr, die Versorgung mit Trinkwasser sei schwierig.
Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ leitete ebenfalls Nothilfemaßnahmen ein. Mit 50.000 Euro unterstützt das Kinderhilfswerk seine Projektpartner vor Ort. „Die Auswirkungen des verheerenden Erdbebens aus dem Jahr 2010 sind auf Haiti immer noch nicht überwunden, und jetzt trifft die Menschen dort eine erneute Naturkatastrophe. Wir werden unseren Partnern zur Seite stehen und mit einer ersten Unterstützung schnelle Hilfe leisten“, teilte der Präsident des Kindermissionswerks, Prälat Klaus Krämer, am Freitag mit.
Hilfe zur Selbsthilfe statt Abhängigkeit
Im Jahr 2010 wurde Haiti von einer schweren Erdbeben heimgesucht. Die massiven Hilfsleistungen damals hätten nur sehr wenige Spuren hinterlassen, erklärte die Misereor-Expertin Küpper. „Viele, nicht alle Organisationen haben statt Hilfe zur Selbsthilfe Projekte mit eigenen Teams durchgeführt und die Haitianer nicht in den Aufbau einbezogen“, kritisierte die Mitarbeiterin des Entwicklungshilfswerks.
„Wir wollen der Mentalität der Abhängigkeit entgegenwirken“, sagte sie. Es gelte, den Menschen zu vermitteln, sich auf ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken zu verlassen. Das sei nur durch langfristiges Denken und die enge Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen vor Ort zu schaffen.
Auch beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat liegt das Hauptaugenmerk auf der langfristigen, vorbeugenden Hilfe gemeinsam mit den Betroffenen. „Bereits seit dem Erdbeben 2010 haben wir mit der Kirche und den Menschen vor Ort daran gearbeitet, dass Wirbelstürme, Erdrutsche und Erdbeben künftig nicht mehr diese katastrophalen Folgen haben“, erläuterte Adveniat-Expertin Margit Wichelmann am Freitag in Essen.
Wie das Hilfswerk mitteilte habe die Haitianische Bischofskonferenz mit Unterstützung von Adveniat und den Bischofskonferenzen Frankreichs und der USA ein Wiederaufbaubüro eingerichtet, das sicherstelle, dass sämtliche kirchlichen Bauwerke erdbeben- und hurrikansicher gebaut würden. „Dies ist überlebensnotwendig, weil sich die Menschen bei jedem Erdbeben und jedem Wirbelsturm in Kirchen und kirchliche Einrichtungen flüchten“, erklärte Wichelmann. „Möglichst keine Opfer mehr in kirchlichen Gebäuden lautet unsere gemeinsame Maßgabe.“ (lek/KNA)
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