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Zwischen Hoffnung, Angst und Enttäuschung

Wohl Mitte April wird der Vatikan das Programm der Nahost-Reise von Papst Franziskus veröffentlichen. Die Eckdaten des Besuches in Amman, Bethlehem und Jerusalem Ende Mai sorgen vor Ort schon jetzt für hohe Erwartungen und Kritik. Drei Tage für drei Länder seien zu kurz, heißt es aus christlichen und dialogorientierten jüdischen Kreisen. Israels religiöse Rechte fürchtet ihrerseits einen Verlust jüdischer Präsenz auf dem Zionsberg; rechte politische Kreise werfen dem Kirchenoberhaupt vor, als ein „Che Guevara“ der Palästinenser zu kommen. Einhellig als „überzogen“ werten Kirchenvertreter die Kritik.

Erstellt: 03.03.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Wohl Mitte April wird der Vatikan das Programm der Nahost-Reise von Papst Franziskus veröffentlichen. Die Eckdaten des Besuches in Amman, Bethlehem und Jerusalem Ende Mai sorgen vor Ort schon jetzt für hohe Erwartungen und Kritik. Drei Tage für drei Länder seien zu kurz, heißt es aus christlichen und dialogorientierten jüdischen Kreisen. Israels religiöse Rechte fürchtet ihrerseits einen Verlust jüdischer Präsenz auf dem Zionsberg; rechte politische Kreise werfen dem Kirchenoberhaupt vor, als ein „Che Guevara“ der Palästinenser zu kommen. Einhellig als „überzogen“ werten Kirchenvertreter die Kritik.

Die Gerüchte halten sich hartnäckig: Der Vatikan habe bei geheimen Treffen mit Vertretern Israels darauf gedrängt, die Hoheit für den Zionsberg – Symbol für Jerusalem – zu erhalten, so berichtet der nationalistisch ausgerichtete Sender Arutz Scheva. Rechte Rabbiner warnten, die ideale Gelegenheit für einen derartigen Transfer sei der Papstbesuch.

Solche Äußerungen sieht David Neuhaus, Patriarchalvikar für die hebräischsprachigen Katholiken in Israel, vor allem in Angst begründet. Der Papst habe in seinem Pontifikat gezeigt, dass er die Armen verteidige und sich um die Marginalisierten sorge, sagte Neuhaus. „Jene in der israelischen Gesellschaft, die kein Interesse an Veränderungen haben, kritisieren den Papst, noch bevor er kommt, aus Angst, er könnte uns ein paar Wahrheiten sagen, die wir nicht immer gern hören.“

Jerusalemer Weihbischof: Angst ist übertrieben

„Es ist übertrieben, so aggressiv auf einen Mann zu reagieren, der als Beter und als Pilger des Friedens kommt“, kritisiert auch der Jerusalemer Weihbischof William Schomali. Mit Verweis auf die Demokratie betonte er, man müsse „diesen Mann respektieren – auch wenn sich seine Position von der eigenen unterscheidet“.

Der evangelische Pfarrer von Bethlehem, Mitri Raheb, plädierte dafür, derartige Kritik „einfach zu ignorieren“. Es gebe „immer jüdische Gruppen, die alles vermasseln wollen“, sagte er der KNA. Durch den sogenannten Arabischen Frühling erhielten Palästina und der andauernde israelisch-palästinensische Konflikt weniger Aufmerksamkeit, so Raheb.

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Zudem lebten in und um die Geburtsstadt Jesu rund die Hälfte der Christen des Westjordanlandes; die Konzentration von Franziskus auf Bethlehem komme daher den Menschen vor Ort entgegen. Raheb: „Ich hoffe, dass dies zu einer Stärkung der palästinensisch-christlichen Identität führt in Zeiten, in denen im Nahen Osten die Situation für Christen nicht immer rosig ist.“

„Wir sind begeistert über sein Kommen“

Mit „großem Interesse“ verfolgen nach Worten von Neuhaus auch die hebräischsprachigen Christen die Planungen zum Papstbesuch. Kirchliche Einheit, Dialog mit dem jüdischen Volk und eine Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt seien zentrale Alltagsthemen der hebräischsprachigen Christen. Im Vordergrund des Interesses stünden daher das Treffen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., besonders aber Treffen mit israelischen und jüdischen Vertretern sowie die Botschaft des Papstes im Blick auf den Friedensprozess im Land. Neuhaus: „Wir sind begeistert über sein Kommen, weil wir die Freude und Hoffnung gesehen haben, die er ausstrahlt – und wir beides in unserem Leben hier dringend benötigen.“

Die Freude unter den Katholiken ist aber nicht ungeteilt: „Unsere Gläubigen im Norden sind enttäuscht, dass Franziskus nicht nach Galiläa reisen wird. Sie werfen uns vor, uns nicht genug für sie eingesetzt zu haben“, berichtete Weihbischof Schomali kürzlich bei einer Podiumsveranstaltung. Und in der hebräischsprachigen Gemeinde hat man Sorge, dass die Zeit nicht ausreiche, Franziskus angemessen willkommen zu heißen.

Reiseanbieter haben inzwischen begonnen, Sonderreisen zur Papstmesse in Bethlehem zu bewerben. „Ich hoffe, die Kirchen bleiben standhaft und geben keine Einlasskarten für ausländische Reisegruppen aus“, äußert eine Jerusalemer Katholikin ihren Ärger. „Papst Franziskus kommt zu uns, und unsere einzige Gelegenheit, ihn zu treffen, ist die Messe in Bethlehem – mit Platz für 6.000 bis 7.000 Menschen. Und wir sind 70.000 Katholiken im Land!“

Von Andrea Krogmann

Eigene Internetseite

Zum bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus im Heiligen Land haben die katholischen Bischöfe der Region eine eigene Internetseite online gestellt. Darauf sollen Journalisten und Interessierte Hintergrundinformationen über die Christen im Heiligen Land sowie Details zum Besuch des Papstes erhalten.