Missio-Präsident: Opfer moderner Sklaverei nicht vergessen
München ‐ Sklaverei und Menschenhandel gibt es auch heute noch. Missio München fordert mehr Aufmerksamkeit für die Opfer – und eine Bekämpfung der Ursachen.
Aktualisiert: 28.07.2023
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Das internationale katholische Hilfswerk Missio München hat mehr Aufmerksamkeit für die Opfer von Zwangsarbeit und moderner Sklaverei gefordert. Begriffe wie „Menschenhandel“ und „Sklaverei“ mögen so klingen, als wären sie Phänomene aus vergangenen Zeiten, erklärte Missio-Präsident Wolfgang Huber anlässlich des Internationalen Tags gegen Menschenhandel (30. Juli). Doch man dürfe nicht die Augen davor verschließen, dass nach wie vor weltweit Millionen Frauen, Kinder und Männer zur Arbeit gezwungen, ausgebeutet und entrechtet würden.
„Es ist die extreme Armut, die die Menschen in solche Abhängigkeitsverhältnisse treibt“, erinnerte Huber. Dahinter könne körperliche Gewalt stehen. Es gebe aber auch subtilere Methoden. So würden Menschen etwa bedroht, erpresst oder Löhne einbehalten. „Gegen diese Verhältnisse müssen wir alle gemeinsam etwas unternehmen“, appellierte der Missio-Präsident.
Betroffen von den Verbrechen des Menschenhandels seien weltweit sehr oft Frauen, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies treffe auch auf das diesjährige Missio-Schwerpunktland Libanon zu. 250.000 bis 400.000 Arbeitsmigrantinnen aus Äthiopien und anderen afrikanischen Ländern sowie aus Bangladesch, den Philippinen, Sri Lanka und Nepal seien als Angestellte in libanesischen Haushalten tätig. Angelockt von lukrativen Jobangeboten arbeiteten sie unter dem sogenannten Kafala-System. Dieses beraube ausländische Arbeiterinnen ihrer Rechte. Sie gerieten so in eine extreme Abhängigkeit von ihren Arbeitgebern, würden missbraucht und ausgebeutet.
Hürden für den Ausstieg sind hoch
Die Situation der Betroffenen ist nahezu ausweglos, wie es heißt. Denn ihr Aufenthaltsrecht im Libanon sei durch das Kafala-System an ihr Arbeitsverhältnis gebunden. Frauen und Mädchen, die dem Missbrauch ihres Arbeitgebers entflöhen, hielten sich infolgedessen illegal im Land auf und riskierten, inhaftiert und abgeschoben zu werden.
Laut Mitteilung kümmern sich seit 1994 Missio-Projektpartnerinnen von der Caritas Libanon um geschundene Frauen und ihre Kinder. Sie unterhielten inzwischen vier Schutzhäuser. Dort seien junge, teils schwangere Frauen und auch ihre Kinder sicher untergebracht, würden mit Nahrung sowie Kleidung versorgt. Sie erhielten medizinische und psychologische Hilfe sowie rechtliche Unterstützung auf ihrem Weg zurück in die Heimat. „Ich sehe mich als Stimme derjenigen, die keine Stimme haben“, sagte die Leiterin der Einrichtung, Hessen Sayah Corban.
KNA
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