Im Missionsland der Träume
Bewaffnet mit einer großen Liebe zur Bibel und dem neuen Verständnis des Konzils von Kirche und Mission stiegen wir im Dezember 1964 als frisch gebackene Missionare zusammen mit 140 Priestern, Brüdern und Schwestern in eine Chartermaschine der KLM in Amsterdam, erhielten bei einer Zwischenlandung in Rom Segen und Sendung des Papstes und landeten zwei Tage später im Missionsland unserer Träume.
Für uns
Afrikamissionare – Weiße Väter
war es selbstverständlich, dass die ersten sechs Monate dem Erlernen der einheimischen Sprache und der Geschichte und Kultur des Landes gewidmet war. Am Ende stieg ich mit eher rudimentären Sprachkenntnissen und der ersten vorläufigen Übersetzung des neuen Messbuches auf ein für 1.000 DM erworbenes secondhand Motorrad und fuhr in meine erste Pfarrei. Der nächste Morgen war Palmsonntag und als erster Priester drehe ich mich vom Hochaltar zu den Leuten um, breite meine Arme einladend aus und sage statt Dominus vobis cum in Kinyarwanda Nimuhorane Imana. Im Andenken an diesen historischen Moment gaben mir die Christen diesen liturgischen Gruß als Spitznamen.
Liturgischer Aufbruch
Es war der Anfang eines Pfingststurms, am beeindruckendsten in der Kirchenmusik. Um die Bedeutung dieses liturgischen Aufbruchs richtig einzuschätzen, sei daran erinnert, dass die ersten Missionare ihren Christen das beibrachten, was sie von Zuhause kannten: die 8. Gregorianische Messe, die die Afrikaner mit großer Inbrunst sangen, ohne ein Wort zu verstehen, und Lieder aus ihrer europäischen Heimat, die sie mit einheimischen Texten unterlegten. Latein war für die afrikanischen Christen kein Problem. Benutzen doch ihre „Fetish-Priester“ bei den geheimen Ritualen ja auch unverständliche Fremdsprachen. Dass manche Texte überhaupt nicht der Wirklichkeit entsprachen, störte niemanden.