2007 brachte eine Kampagne von Nichtregierungsorganisationen aus Ländern, die sich vor noch nicht allzu langer Zeit von Diktaturen befreit hatten, das Thema "Illegitime Schulden" auf die Tagesordnung. Die Folge: Es wurden unter anderem vom deutschen Bundestag und der Weltbank Anhörungen darüber organisiert, ob die Bevölkerung eines Landes eigentlich die Kugeln, mit denen auf sie geschossen wurde, auch noch bezahlen soll. Ein Ergebnis: Die UNO entwirft heute Regeln für eine verantwortliche Kreditvergabe, die solche fragwürdigen Kredite in Zukunft ausschließen sollen. Nichtregierungsorganisationen arbeiten derweil an dem Konzept von Schulden-Audits, mit denen die Berechtigung von Gläubigerforderungen kritisch und transparent untersucht werden soll.
Wirksame Entschuldung setzt veränderte Spielregeln voraus
Dass Initiativen, Kirchen und Aktionsgruppen durch ihr Engagement und ihren unermüdlichen Einsatz gegen die ungerechten Forderungen von Gläubigern vorgehen können, war eine wesentliche Erkenntnis. Vor allem aber wurde gelernt, dass wirksame Entschuldung eine Veränderung der Spielregeln zwischen Gläubigern und Schuldnern voraussetzt und nicht nur einzelne Erlasse. Wie andere Schuldner auch müssen Staaten Zugang zu rechtsstaatlichen Verfahren haben, wenn sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Solange aber die Gläubiger selbst darüber befinden, ob und wann sie Schulden streichen, werden Insolvenzen ebenso weiterverschleppt, private Investoren gerettet und die ärmsten Bürger eines überschuldeten Staates zu Kasse gebeten.