Hippler: Wir haben seit Jahren klare Richtlinien , die in vielen Sprachen online bei uns abrufbar sind. Wir prüfen bei Anträgen immer Professionalität und Seriosität. Haben Partner interne Schutzmechanismen? Auch in unserer Zentrale in Aachen gilt das Mehr-Augen-Prinzip. Zudem arbeiten wir mit externen Sachverständigen zusammen. Geld gibt es nie auf einen Schlag, sondern immer nur in Raten. Wir fordern auch Berichte über Fortschritte.
Bei Beschaffungen sind ab einer Höhe von 500 Euro Ausschreibungen und Vergleichsangebote vorgeschrieben. Wir bieten den Partnern Hilfe an, um Angebote zu prüfen. Der Billigste ist nicht immer der Günstigste, es kommt wesentlich auf die Qualität von Arbeiten an. Im Personalwesen verlangen wir öffentliche Ausschreibungen, damit nicht gute Kontakte zum Geschäftsführer oder zur Personalabteilung entscheiden. Ab einer Projektsumme von 100.000 Euro verlangen wir eine externe Buchprüfung. Auch für Verdachtsfälle haben wir ein abgestuftes Verfahren. Wenn es Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gibt, stellen wir sofort alle Zahlungen ein.
Frage: Wie kommen solche Vorgaben bei den Partnern an?
Hippler: Zunächst nicht immer gut. Es kann das Gefühl entstehen, dass wir dauernd kontrollieren. Wir erklären dann: Misereor und die Partner können nicht politisch gutes Regierungshandeln einfordern, ohne es selbst zu praktizieren.
Frage: Die Tagung in Bad Boll verspricht Informationen über innovative Ansätze zur Korruptionsvermeidung. Wie können die aussehen?
Hippler: Auch wenn wir schon lange Leitlinien haben: Wir wollen uns qualitativ weiterentwickeln. So könnte in den Nehmerländern eine Ombudsstelle geschaffen werden, an die sich jeder wenden kann, der das Gefühl hat, etwas läuft schief. Wir möchten von anderen Institutionen lernen: Was hat geklappt, was nicht, was ist überflüssig? Für verbesserungsfähig halte ich auch die Frage, wie wir als Hilfswerk eine 360 Grad-Perspektive bekommen, also alle einbeziehen. Wie beteiligen wir stärker die Armen als Letztbegünstigte unserer Hilfe?
Frage: Korruption ist kein Tabuthema. Aber wie passt es zusammen, eine Tagung unter die Überschrift ‚Mut zur Transparenz‘ zu setzen und dann die Medien auszuschließen?
Hippler: Die Frage ist mehr als berechtigt. Aber die Veranstaltung hat einen Werkstattcharakter. Dort ist es möglich, in einem geschützten Raum zu sprechen. Die Ergebnisse werden aber veröffentlicht. Es geht uns nicht darum, die Öffentlichkeit auszuschließen.
Das Interview führte Michael Jacquemain (KNA).