Der Einsatz für die Mission gehört zu einem der Schwerpunkte des Pontifikates von Papst Benedikt XVI., das am 28. Februar zu Ende ging. Geprägt wurde das Missionsverständnis des Papstes aus Deutschland bereits in den sechziger Jahren, als der junge Theologe Joseph Ratzinger als Berater des Kölner Erzbischofs Joseph Frings am Zweiten Vatikanischen Konzil teilnahm und dort als Mitglied in die Missionskommission berufen wurde, deren Arbeit Ratzinger gerade in der Schlussphase entscheidend mitgestaltete. Dabei trat der damalige Theologieprofessor für ein offenes, dialogfähiges Missionsverständnis ein und warb für ein unverkrampftes Gespräch mit Nichtgläubigen, das nicht vordergründig zweckorientiert auf eine Konversion des Anderen abzielt, sondern – und hier klingt Joseph Ratzinger bereits vor fast einem halben Jahrhundert erstaunlich modern – Mission als einen Dialog versteht. So notierte Ratzinger bereits im Jahr 1967 zu einem zeitgemäßen Missionsverständnis, „dass das Gespräch seinen eigentlichen Platz doch im Innern des Missionarischen hat: in dem Glauben, der sich selbst besser verstehen will, indem er den anderen verstehen lernt und damit lernt […]. Mission ist Dialog, um dem Geheimnis der letzten Wahrheit aus der Perspektive des Anderen näher zu kommen.“
Die Liebe Gottes in die Welt tragen
Als Benedikt XVI. im vergangenen Sommer das Generalat der Steyler Missionare im unweit von Rom gelegenen Nemi besuchte und dort an den Ort zurückkehrte, an dem die Missionskommission des Vatikanums getagt hatte, erinnerte er sich an die lebhaften Diskussionen während der Konzilszeit: „Alles floss doch ein in eine einzige Dynamik der Notwendigkeit, das Licht des Wortes Gottes, das Licht der Liebe Gottes in die Welt zu tragen und durch diese Verkündigung neue Freude zu schenken.“ An diesen auf die Arbeit der Missionskommission bezogenen Voten lässt sich ablesen, dass für Benedikt XVI. im Zentrum des Missionsverständnisses steht, die Liebe Gottes in die Welt zu tragen. Der Liebesdienst ist zugleich eine Form der Verkündigung, da Katechese und Diakonie „sich gegenseitig bedingen und sich nicht voneinander trennen lassen“, wie Benedikt XVI. zu Beginn seines Pontifikats im Jahr 2005 in „Deus Caritas est“, seiner ersten Enzyklika, formulierte. Immer wieder betonte der Papst auch bei späteren Anlässen die missionarische Dimension der Liebe: „Nur wenn der andere entflammt wird durch die Flamme unserer Liebe, wächst die Evangelisierung, die Gegenwart des Evangeliums, das nicht mehr nur Wort ist, sondern gelebte Wirklichkeit.“ Verkündigung ohne tätige Liebe bleibt fruchtlos, und soziales Engagement ohne Verkündigung des Glaubens bleibt geistlos. Erst zusammen entwickeln Verkündigung und Liebe ihren missionarischen Charakter.