Ioana wurde sofort ins Koma versetzt und im Laufe der folgenden Monate mehrfach am Kopf operiert – die längste OP dauerte 14 Stunden. Ihre lange dunkle Haarpracht musste dazu abgeschoren werden. Mittlerweile haben die Ärzte Ioana aus dem Koma geholt – doch von dem einst hochattraktiven und fröhlichen Mädchen ist nur noch ein Schatten geblieben: Ioana wird ihr Leben lang ein Pflegefall bleiben, sie sitzt im Rollstuhl und ihr Hirn funktioniert nicht wie es soll. Vermutlich wird sie noch viele Jahre in Deutschland bleiben müssen, denn in ihrem rumänischen Heimatort ist die Behandlung und Pflege von Ioana derzeit nicht möglich.
Mit 19 war Ioana nach Deutschland gekommen, im März 2014. Eine Schulfreundin, die schon seit einem Jahr in Deutschland lebte, hatte sie immer wieder angerufen: Sie solle doch kommen und gutes Geld verdienen, hier könne sie in demselben Hotel als Zimmermädchen arbeiten wie sie selbst. Die Freundin versprach, dass sie ordentliche Papiere haben würde, dass Ioana eine Mietwohnung gestellt bekommen würde und sie damit ihrer armen Familie in dem kleinen Ort Bobolia helfen könne. Ioana wollte erst nicht fahren, hatte sie doch einen kleinen Sohn, der gerade einmal ein Jahr alt war. Doch die Lage der Familie in Bobolia war aussichtslos – wie in so vielen Provinzstädtchen Rumäniens, Ioanas Eltern hatten keine Arbeit und die Familie lebte nur von der Erziehungsbeihilfe für den kleinen Sohn. Entschlossen, dass es so nicht weitergehen könne, folgte Ioana dem Ruf ihrer Schulfreundin nach Deutschland.
Schon in Leipzig angekommen – ihrer ersten Station –, musste Ioana mit Schrecken feststellen: Ihre Freundin war mit einem rumänischen Zuhälter verheiratet, Robert T., Ioana musste mit den beiden die Wohnung teilen, wurde sofort zur Prostitution gezwungen, musste täglich viele Freier befriedigen. Außerdem wurden pornografische Fotos von ihr gemacht und im Internet verkauft. Es folgte die nächste Station, ein Bordell in Nürnberg. Auch hier hieß es anschaffen. Ihre Eltern durfte sie nur in Anwesenheit von Robert T. anrufen, er diktierte ihr die Antworten. Die Mutter wurde stutzig, weil die Tochter so mechanisch, hölzern und gebrochen antwortete, ging in Rumänien zur Polizei, bat Ioana zurückzukommen, doch Robert T. fing an, die Familie in Rumänien zu bedrohen, einzuschüchtern und zu beleidigen. Irgendwann verfrachtete Robert T. Ioana weiter nach Köln, wo sie am 31. Juli 2014 im Notarztwagen aus ihrem Wohnungsbordell geholt wurde.