Geschichte der christlich-jüdischen Begegnung
Im Römischen Reich galt das Judentum als „erlaubte Religion“, eine Duldung, woran sich auch durch die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im 4. Jh. nichts änderte. Über Jahrhunderte gab es gute Zeiten für die Juden, etwa vor ihrer Vertreibung aus Spanien oder ihrer Ausweisung aus den deutschen Städten – beides im 15. Jh. Doch selbst in friedlichen Perioden waren die Juden Außenseiter, nie Teil der Mehrheitsgesellschaft. Sie waren zwar geduldet und nützlich, aber nie geachtet wie etwa die antiken Dichter und Denker.
Schlimme Zeiten waren die häufigen blutigen Exzesse. Den „gottlosen“ Juden traute man alles zu: Brunnenvergiftung, Hostienschändung, Ritualmorde. Im Unterschied zum kämpferischen Islam waren die Juden nie eine militärische Bedrohung, sondern ein theologisches Ärgernis, weil sie sich konsequent weigerten, die doch offensichtliche Wahrheit des Christentums anzuerkennen. Deshalb habe Gott sie verworfen und statt ihrer die Kirche erwählt. Das zeigen die Portale gotischer Kathedralen: auf der einen Seite die siegreiche, von Gott erwählte Kirche, auf der anderen die besiegte, von Gott verworfene Synagoge.