Die Kirche hat nicht einfach eine Friedensarbeit. Sie ist Friedensarbeit.
Aus diesem ganzheitlichen Selbstverständnis heraus hat die Kirche über die Jahrtausende immer wieder Überlegungen zum Frieden angestellt und diese im 20. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Gewalt, zu einer eigenen Friedenslehre verdichtet. Im Zentrum der Friedenslehre steht die Frage nach der Eindämmung beziehungsweise Überwindung der Gewalt in den menschlichen und gesellschaftlichen Beziehungen. Dabei richtet sie ihr Augenmerk sowohl auf die strukturellen als auch die umfassend kulturellen Probleme. Im Letzten von der Unversöhntheit und Erlösungsbedürftigkeit der Menschen überzeugt, bemüht sich die Kirche konkretes Zeugnis von der praktisch relevanten Hoffnung auf Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden abzulegen. Dieses Zeugnis beginnt mit dem Gebet für Frieden und Versöhnung sowie der Überwindung der Unversöhntheiten in den eigenen Reihen. Nicht zufällig steht die Aufforderung „Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!“ am Ende des Hochgebets der Heiligen Messe. Die Kirche weiß sich selbst immer wieder von Unfrieden und Unversöhntheit betroffen. In ihrer langen Geschichte war das Gesicht der Kirche nicht selten von der Verstrickung in Gewalt entstellt. Indem die Kirche an den Leiden und Verzerrungen der jeweiligen Zeit teilhat und diese annimmt und mit der Bereitschaft zur Umkehr, Veränderung und Entwicklung beantwortet, wird sie selber glaubwürdiger Teil der menschlichen Friedenshoffnung.