Manche Schicksale bewegen uns, wenn sie öffentlich werden. Doch zahlreichen Fällen der Bedrängung und Benachteiligung im Alltag bleibt die Aufmerksamkeit versagt, obwohl sie doch oftmals nicht weniger dramatisch sind.
Vorbei ist die Zeit, als wir als Christen uns sorgen mussten, dass das Recht, seinen Glauben und seine Überzeugungen frei leben zu können, ein Randthema war, für das mühsam Aufmerksamkeit geschaffen werden musste. Der erschreckende Feldzug des IS im Nahen Osten, die Verdrängung vieler Christen aus dem Irak und Syrien, aber auch die Berichte von Angriffen auf Christen in Ägypten, Nigeria, Indien, Pakistan sowie die Morde an Priestern in Mexiko sind inzwischen Teil allgemeiner Berichterstattung. Es droht sogar eine Abstumpfung angesichts vieler Schauermeldungen, die uns tagtäglich erreichen.
Und doch fällt es nicht leicht, die Situation genauer in den Blick zu bekommen. Zu unterschiedlich sind die Gewaltphänomene, zu oft sind auch ganz verschiedene Bevölkerungsgruppen oder Einzelpersonen betroffen, so dass nicht leicht allgemeine und belastbare Aussagen zu treffen sind über Ursachen der Verfolgungen, über die Ziele der Bedränger – und auch nicht über geeignete Mittel und Strategien, Abhilfe zu schaffen.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland im Jahr 2017 erneut einen Bericht vorgelegt, der die Situation der Religionsfreiheit weltweit behandelt. Dieser Bericht stellt das Menschenrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit in den Mittelpunkt. Damit machen die Herausgeber zweierlei deutlich: Religionsfreiheit ist nicht irgendein abstrakter Begriff, sondern die daran gebundenen Rechte und Freiheiten sind klar formuliert und die Bedingungen benannt, die notwendig sind, dass dieses Menschenrecht erlebbar wird. Fast alle Staaten haben dem zugestimmt. Und damit ist zum anderen klar, wer der Adressat der Forderungen ist, wenn die mangelhafte Umsetzung und Verweigerung der Rechte zu beklagen sind: Es sind in erster Linie die Staaten, die gesetzliche und gesellschaftliche Bedingungen zu schaffen haben, dass Religionsfreiheit gilt.
Die Orientierung am Menschenrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit – in einer Erweiterung der Solidarität mit bedrängten oder verfolgten religiöse Minderheiten – kann dabei helfen, das gesamte Setting der Menschenrechte in den Blick zu nehmen. Denn es zeigt sich dabei sehr oft, dass die Verletzung des einen Rechts mit Verletzung weiterer Rechte einhergeht. Das Recht auf Meinungsfreiheit, das Recht auf Versammlungsfreiheit, Elternrechte in der Erziehung, Recht auf Bildung – die Kette der Menschenrechtsverletzungen, die mit Verletzungen der Religionsfreiheit einhergehen, ließe sich fortsetzen und wird je nach Situation unterschiedlich sein. Religionsfreiheit wird nur dann umfassend gewährleistet sein, wenn auch andere Menschenrechte respektiert, geschützt und gewährleistet werden. Das zeigt allerdings auch: Die Aufgabe, für eine bessere Religionsfreiheit einzustehen, ist enorm umfassend. Es wird nicht hinreichend sein, an einzelnen Phänomenen oder Auswüchsen zu arbeiten. Nicht selten sind gesamtgesellschaftliche Verhältnisse zu adressieren, die grundlegender Veränderungen bedürfen. Schnelle Erfolge sind realistisch nicht zu erwarten. Der ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2017 beschreibt typische Verletzungssituationen, die darauf hinweisen, welche tieferen Ursachen jeweils angesprochen werden müssen, um nicht nur Symptome, sondern Ursachen verletzter Religionsfreiheit zu bekämpfen.
Weiteres Material, das konkrete Ländersituationen beschreibt, findet sich in zahlreichen Berichten und Länderanalysen des päpstlichen Werkes Missio. Seit vielen Jahren werden gründliche und knappe Berichte vorgelegt, die inzwischen den größten Teil der Länder abdecken, in denen die Situation schwierig ist oder erst jüngst schwierig wurde. Darüber hinaus kann auch auf zwei Publikationen aus den USA verwiesen werden, die inzwischen auf eine lange Tradition zurückgehen und daher durchaus auch politische Trends erkennen lassen. Die Berichte des Pew Resarch Centres wie auch der umfangreiche Bericht des US-Außenministeriums liefern ebenfalls konkrete Länderanalysen.