Selbstverpflichtung zu einer Kirche der Armen
Wenn man den Bogen weiter spannt, wird erkenntlich, dass die Kirche in einer epochalen Übergangssituation steht, nämlich am Ende des konstantinischen Zeitalters und damit am Beginn einer postkonstantinischen Epoche. Was das heißt, haben am radikalsten wohl die Bischöfe, die am Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils den „Katakombenpakt“ – eine Selbstverpflichtung zu einer Kirche der Armen und entsprechend zu einer armen Kirche, beginnend mit dem eigenen Lebensstil – unterzeichnet haben, deutlich gemacht. Die Bewegung der KBG und KCG kann gewürdigt werden als die Avantgarde der Kirche in Richtung des postvatikanischen Zeitalters – auf der Suche, sich die Orientierung geben lassend vom Wort Gottes und von der Tagesordnung der Welt, im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes.
Mehrfach und mit Nachdruck wurde auf dem Symposium gefordert, dass dann auch konsequent auf das gehört werden müsse, was der Geist den Gemeinden sage. Als ein besonders wunder Punkt wurde die Tatsache aufgeführt, dass es den KBG und KCG nur selten möglich sei, den Höhepunkt des kirchlichen Lebens, die Eucharistie zu feiern. Angesichts dieses Notstandes wurde die Dringlichkeit betont, endlich die praktische Schlussfolgerung aus dem dogmatischen Theorem zu ziehen, dass das geistliche Amt dort ist, wo die Gemeinde ist.
Spirituelle Kraft des Aufbruchs
Welche spirituelle Kraft diesem Aufbruch innewohnt, wurde für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kongresses an den Unterbrechungen des Debattierens nachvollziehbar – an den in der Tradition der KCG in Asien und in Afrika gestalteten Morgengebeten, an dem Abendgottesdienst in der Tradition der Basisgemeinden in Lateinamerika am Samstag und in der Eucharistiefeier unter Vorsitz von Kardinal Rodríguez am Sonntagvormittag.
Wenn man auf das Symposium zurückschaut, wird mit Blick auf die kirchlichen Verhältnisse im deutschsprachigen Raum eines deutlich: Dem Selbstverständnis der KBG und KCG wird nicht angemessen entsprochen, wenn man sie als eine pastorale Strategie betrachtet, um die negativen Folgen, die durch die Schaffung von pastoralen Großräumen hervorgerufen wurden, zu kompensieren. Wenn man sich schon von diesem kirchlichen Aufbruch anregen lassen will, dann gilt es, sich radikal auf das gesamte dahinter steckende ekklesiologische und pastorale Konzept einer Kirche versus populum einzulassen.