Luthers Antisemitismus in den Blick nehmen
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, räumte ein, die Kirche sei gegenüber dem Judentum „zutiefst schuldig geworden“ und verstrickt in die Geschichte des Antisemitismus. Die Erinnerung daran erfülle seine Kirche mit großer Trauer und Scham.
Er kündigte an, mit den EKD-Landeskirchen für zehn Jahre eine Stiftungsprofessur zur Erforschung und Förderung des christlich-jüdischen Dialogs einzurichten. Bedford-Strohm bat auch „um Vergebung für das unermessliche Leid, das, auch im Namen Martin Luthers, unseren jüdischen Schwestern und Brüdern angetan worden ist“.
Kritik an Holocaust-Äußerung von Björn Höcke
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ermunterte zum Dialog zwischen den Religionen. Solche Gespräche verhinderten, „dass sich jeder in sein religiöses Schneckenhaus zurückzieht“, so Bouffier. Zu wünschen sei, dass sich die Muslime „noch konsequenter“ auf den Weg des Dialogs einließen. Indirekt kritisierte Bouffier die AfD. Er sagte, der Holocaust dürfe „nie mehr vom Selbstverständnis unserer Nation abgetrennt“ werden. Dies gelte „für all jene, die gegenwärtig sogar aus den Parlamenten heraus die Erinnerungskultur schwächen oder diffamieren“ wollen. Nicht Erinnerung sei eine Schande, „sondern es nicht zu tun“. Bouffier bezog sich dabei offenbar auf die massiv kritisierten Äußerungen des AfD-Abgeordneten Björn Höcke.
Antisemitismus bei Flüchtlingen
Landesrabbiner Henry G. Brandt betonte, angesichts des Erstarkens eines neuen Antisemitismus sei die Arbeit der KLAK noch lange nicht getan. Zudem seien durch den Zuzug von Flüchtlingen Zehntausende „unter uns, die ihr ganzes Leben mit Hass gegen Israel und parallel alles Jüdische geimpft“ worden seien.
Bereits am Samstagabend hatte im Römer eine christlich-jüdische Feier stattgefunden. Dabei sagte Rabbiner Andreas Nachama, Dialog bedeute, sich der Gemeinsamkeiten zu vergewissern und sich im gleichen Augenblick die Unterschiedlichkeit von Juden und Christen bewusst zu machen.
Der Limburger katholische Bischof Georg Bätzing sagte, nicht das Sprechen, sondern die vielen sichtbaren Zeichen des Miteinanders machten die gemeinsamen Anliegen von Juden und Christen deutlich. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, nannte es „völlig richtig“, denen entgegenzutreten, die mit fremdenfeindlicher Agitation vorgäben, das christliche Abendland verteidigen zu wollen.
Die „Woche der Brüderlichkeit“ steht 2017 unter dem Motto „Nun gehe hin und lerne“. Das Programm sieht rund 750 Veranstaltungen in mehr als 100 Städten vor. Veranstalter ist der Koordinierungsrat der bundesweit 85 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
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Weitere Infos zur Woche der Büderlichkeit finden Sie beim Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR).