Eine bestechende Idee
Die Idee hinter „Solidarity“ ist bestechend: Anstatt dass jede Ordensgemeinschaft ihr eigenes Projekt im Südsudan aufbaut, schließen sie sich zusammen und leben auch gemeinsam in ordensübergreifenden Kommunitäten. „Wir sind an fünf Orten im Südsudan: in Juba, Yambio, Wau, Riimenze und Malakal“, zählt Schwester Yudith Pereira Rico auf. Die zupackende Spanierin hält in Rom die Fäden der Initiative zusammen. „Wenn wir für unsere Projekte einen Lehrer, eine Ärztin, eine Hebamme, eine Verwaltungsfachkraft oder jemanden mit Erfahrung in der Landwirtschaft brauchen, schicken wir eine Mail an unsere Mitglieder, und die Orden, die jemanden schicken können, melden sich bei uns.“ In den Kommunitäten von „Solidarity“ stoßen ganz verschiedene Kulturkreise und Ordenstraditionen aufeinander: Schwestern aus Tansania, Myanmar, Vietnam, Kanada und Brasilien leben mit Ordensmännern aus Kenia, Indien, Sri Lanka und den USA zusammen. „Das ist für uns alle sehr bereichernd“, strahlt Schwester Yudith. „Natürlich brauchen einige etwas mehr Zeit, um sich einzugewöhnen. Wir hatten zum Beispiel einen Pater aus Indien, der nicht damit klar kam, sich selbst um seine Wäsche zu kümmern. Das war gar keine böse Absicht, sondern er war aus Indien gewohnt gewesen, dass so etwas selbstverständlich die Schwestern für ihn machen.“
Waffen und Gewalt
„Solidarity“ engagiert sich im Südsudan in vier Bereichen: Bildung, Gesundheit, Pastorales und Landwirtschaft. Es gibt zwei Ausbildungszentren für Lehrer, ein Gesundheitsinstitut, in dem Krankenschwestern und Hebammen ausgebildet werden, zwei Landwirtschaftsprojekte und ein Pastoralprogramm, das sich vor allem auf Friedens- und Versöhnungsarbeit konzentriert. „Die Situation im Land ist nach wie vor sehr instabil“, beobachtet Schwester Yudith, die erst kürzlich alle Projekte im Südsudan besucht hat. „Sowohl die Regierungspartei als auch die Armee sind in verschiedene Fraktionen unterteilt und alle haben sich wieder bewaffnet. Es ist im Südsudan so leicht an Waffen zu kommen, dass jede Streiterei auf der Straße mit einem Schusswechsel endet. Die politische Situation ist sehr komplex: während die Regierung Wahlen für den 30. Juni ausgerufen hat, halten die Opposition und die USA das für verfrüht, weil vereinbarte Schritte des Friedensprozesses noch nicht umgesetzt wurden. In drei Provinzen wird weitergekämpft und auch in anderen Regionen leidet die Bevölkerung unter fehlender Sicherheit. Alle fürchten neue bewaffnete Konflikte.“