Frage: Welchen Beitrag können die Sternsinger denn vor dem Hintergrund einer solchen Gesamtproblematik leisten?
Krämer: Die Sternsinger setzen sich weltweit für Kinder in Not ein. Das tun sie, indem sie Spenden für Hilfsprojekte sammeln, das tun sie aber vor allem auch, indem sie mit ihrem Sternsingen an die Situation vieler Kinder in der Welt erinnern, in diesem Jahr besonders an das Schicksal der Flüchtlingskinder. Die Sternsinger leben es vor: Wir sind herausgefordert, auf das Schicksal dieser Flüchtlingskinder aufmerksam zu machen und sie in geeigneten Projekten in aller Welt zu unterstützen. Natürlich muss man, bei über 45 Millionen Flüchtlingen weltweit, die Gesamtproblematik im Blick behalten. Dennoch, jedes einzelne Kind, das die Möglichkeit erhält in die Schule zu gehen, hat später bessere Chancen. Schwester Michelle Carter von unserem Projektpartner, dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Dzaleka, bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt: „Erziehung ändert alles. Für Flüchtlinge ist Bildung der Schlüssel zur Freiheit und Erziehung der Weg zum Frieden.“ Und das ist die Antwort auf die Frage: Das ist der Beitrag der Sternsinger.
Frage: Wie sieht es mit der Verantwortung der internationalen Staatengemeinschaft aus?
Krämer: Bisher nehmen vor allem arme Länder Flüchtlinge auf: Rund 80 Prozent der Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern. Das ist eine schwere Bürde für sie. Die internationale Staatengemeinschaft und insbesondere die Industrienationen des Nordens müssen dabei als Aufnahmeländer von Kriegs- oder Katastrophenflüchtlingen noch mehr Verantwortung übernehmen, das gilt auch für Deutschland. Besonders unbegleitete Flüchtlingskinder und -jugendliche, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können, müssten vermehrt Aufnahme und Integration erfahren. Wenn wir von der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft sprechen, dann ist jeder einzelne von uns mit angesprochen. So wie Papst Franziskus in seiner Predigt auf der Mittelmeerinsel Lampedusa im Juli 2013 anmahnt: „Bitten wir den Herrn um die Gnade der Tränen über unsere Gleichgültigkeit, über die Grausamkeit in der Welt, in uns und in denen, die anonymisiert sozial-ökonomische Entscheidungen treffen, die Dramen wie diesem Tür und Tor öffnen.“
Frage: Wie lautet Ihr Statement zur kommenden Aktion?
Krämer: Ein Flüchtlingskind zu sein bedeutet, viel verloren zu haben: Angehörige, Freunde, ein Zuhause. Viele dieser Kinder haben großes Leid erfahren. Mit der 56. Aktion Dreikönigssingen wollen wir auf das Schicksal dieser Mädchen und Jungen aufmerksam machen. „Segen bringen, Segen sein. Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit“, das ist das Motto der Sternsinger bei der Aktion Dreikönigssingen 2014.