Schon früh kam bei Josef der Gedanke auf, Missionar werden zu wollen. Durch Besuche in der Abtei Gerleve lernte er die Liturgie und das gemeinschaftliche Leben schätzen. So zog es ihn zu den Missionsbenediktinern. Seine Mutter meinte, es sei zu schnell, direkt nach dem Abitur einzutreten. Josef lernte P. Thomas Ohm kennen, der ihm sagte: „Wenn du dir klar bist, dann trete ein – sofort.“ 1953 trat er in die Abtei ein und legte am 2. Mai 1954 seine erste Profess ab. 1960 wurde er zum Priester geweiht und am 6. Januar 1962 als erster Missionar von Königsmünster nach Korea ausgesandt.
Korea? Sein Ziel war immer Afrika gewesen. Doch auf einer Rückreise von seinen Studien in Rom teilte ihm der Erzabt mit: „Rechnen Sie mit Korea.“ Dabei hatte P. Thomas schon angefangen, Arabisch zu lernen. Nun beschäftigte er sich mit dem Hinduismus und Buddhismus. Im ersten Jahr in Seoul lernte er nicht nur die Sprache, sondern machte sie sich – wie auch später an anderen Orten – so zu eigen, dass man ihn kaum als Ausländer identifizierte.
Die Stationen seines Wirkens würden Seiten füllen. Kaplan in Waegwan und Pfarrer in Sangju waren erste Schritte. Mit 33 Jahren wurde er Novizenmeister. „Es war eine schwere Zeit“, beschreibt P, Thomas. „Es holte mich das Trauma aus dem ND ein: zu früh wurde ich Fähnleinführer. Führungsaufgaben sind nicht meine Sache.“ Doch inhaltlich konnte er dort wie an vielen weiteren Stellen den ihm Anvertrauten sehr viel mitgeben. Er war Prior der Abtei und konnte mit einem theologischen Abendkurs für Laien etwas Neues schaffen, unterrichtete Exegese am Priesterseminar und war beteiligt an der Übersetzung des NT ins Koreanische. Zwei Jahre (2002-04) war er Spiritual bei den Olivetanerinnen in Pusan: „Die schönste Zeit meines Lebens!“
Heute lebt er in Hwasun – einem Kloster von Waegwan im Südwesten von Korea, das Möglichkeiten zu Einzelexerzitien und für Gruppen bietet – gibt selber Exerzitien v.a. für Ordensschwestern. „Ich bin dort sehr zufrieden – und dennoch bedrückt mich, dass wir so wenig für die Armen und die Jugend tun.“ Ein wenig tröstet ihn der Zuspruch einer Aktivistin aus der Arbeiterbewegung: „Du musst das tun, was du kannst!“
Von P. Guido Hügen OSB
© Deutsche Ordensobernkonferenz