Frage: Wie sind Sie auf das Stipendienprogramm aufmerksam geworden?
P. Kenneth: Das Angebot, meine Promotion in Deutschland weiterzuführen, kam von einem Lazaristen Mitbruder, der seinen Doktortitel an der Universität Leuven empfing. Er engagiert sich in verschiedenen Projekten für arme Gemeinden auf den Philippinen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Seine Projekte werden vom Internationalen Katholischen Missionswerk Missio Aachen gefördert. Über dieses lernte ich auch das Albertus-Magnus-Programm der Deutschen Bischofskonferenz kennen.
Frage: An welcher Hochschule studieren Sie?
P. Kenneth: Nach dem Sprachkurs an der Akademie Klausenhof in Nordrhein-Westfallen schrieb ich mich im Oktober 2014 an der Hochschule für Philosophie in München ein. Mein Ziel ist es, einen Beitrag zur aktuellen Debatte über die Elemente der philippinischen Philosophie, die in den 1970er Jahren begann, zu leisten. Auf dem Gebiet der philippinischen Geschichte, Soziologie, Anthropologie, Psychologie, Politik und Kultur wurde schon viel erforscht. Dabei geriet die Untersuchung des philippinischen Glaubens und der Religion leider etwas in den Hintergrund. Es ist, als ob dieser Bereich ein exklusives Gebiet der Theologie oder Soziologie wäre. Dank des Albertus-Magnus-Programms bekam ich die Möglichkeit, meine Studie in einer der besten philosophischen Hochschulen in Deutschland durchzuführen. Sie bietet mir die Gelegenheit, einen neuen Blick auf unsere Realität zu werfen – und zwar von der anderen Seite der Welt.
Frage: Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ihrer Heimatkirche und der deutschen sind Ihnen besonders bewusst geworden?
P. Kenneth: Der Glaube ist sozusagen die Marke der Philippinen. Das Land, das sich als das Bollwerk des katholischen Glaubens in Asien sieht, bewies diese Behauptung, als sechs Millionen Gläubige an der Messe teilnahmen, die Papst Franziskus am 18. Januar 2015 auf den Philippinen feierte. Aufgrund von Korruption, Ungleichheit und Ungerechtigkeit zählt unsere christliche Nation dennoch in vielen Facetten zu den armen Ländern der Welt. Es besteht die dringende Gewissensprüfung, die wirkliche Rolle und Bedeutung unseres Glaubens in Frage zu stellen. Christliche Werte wie Gerechtigkeit, Mitgefühl und Rechtschaffenheit werden kaum in die Praxis umgesetzt. Deswegen bleiben wir ein Missionsland. Wir sind zwar „sakramentalisiert“, aber nicht wirklich evangelisiert worden.
Wenn ich auf die Kirche in Deutschland blicke, spüre ich, dass sie, trotz der relativ kleinen Anzahl an Gläubigen, sehr aktiv ist! Ihr Bewusstsein als „die Kirche“ spielt eine große Rolle in ihren verschiedenen Engagements und Tätigkeiten. Dies ist hoffentlich eine der Lektionen, die wir als Glaubensgemeinschaft lernen können.