Wer trotzdem ein Dach über dem Kopf hat, muss nicht selten immer wieder darum kämpfen. Am Ufer des Rio Acelhuate im Viertel Los Manantiales kleben Hütten und kleine Häuser am Hang, dazu Bars und Ladenlokale. Pick-ups quälen sich hupend durch die schmalen Gassen, am Straßenrand verkaufen die Bewohner Obst und Maisfladen. Musik und der Geruch von Essen, Hundegebell und das Gackern von Hühnern legen sich über den Alltag der Bewohner, die jeden Morgen neu vor der Herausforderung stehen, irgendwie über die Runden zu kommen.
Im Jahr 1968 zerstörten Unwetter und eine Überschwemmung weite Teile der Armensiedlung – als „Tragödie“ hat sich das Ereignis in das kollektive Gedächtnis gegraben. Der Jesuit Antonio Fernandez Ibanez (1933-1999) legte damals den Grundstein für Fundasal. Noch heute leben einige Mitstreiter der „ersten Generation“ in den 60 Häusern des von dem Ordensmann konzipierten „Plan Piloto“. Eine von ihnen ist die 86-jährige Estebana Calderon. Zusammen mit ihrer Tochter Cecilia lebt sie in einer kleinen Behausung in der Calle Nummer 5.
Sie führt den Besucher durch das schmale Durchgangszimmer, links ein Sofa und eine durch einen Vorhang abgetrennte Schlafgelegenheit, rechts ein Vorratsraum, weiter hinten der Durchgang zur Küche, die teilweise im Freien steht. Senora Calderon ist keine Freundin vieler Worte – doch so, wie sie da steht, klein aber kerzengerade mit wachem Blick und einem Lächeln, zeugt das von Stolz, von Würde. „Hier wohne ich“, sagt sie. Kurz zuvor haben sie im Gemeinschaftssaal von den Sorgen um die Zukunft erzählt. Seit Jahren versuche man die Behörden dazu zu bewegen, die Wasserversorgung zu verbessern. Nichts tue sich. Das gefährde den Bestand der Kolonie. Es scheint, als ginge Fundasal die Arbeit so schnell nicht aus.