Zum Beispiel in der Herberge Massy bei Paris. Hier werden Frauen mit ihren Kindern aufgenommen. Sie erhalten psychosoziale Betreuung, damit sie ihre Erlebnisse verarbeiten können. Die Mitarbeiter unterstützen sie beim Beantragen staatlicher Hilfen. Ihre Kinder können den Kindergarten oder die Schule besuchen und Freizeitangebote im Herbergszentrum wahrnehmen.
Finanziert werden solche Projekte weltweit durch Kollekten aus den Gottesdiensten des Weltgebetstages. Wie dem in Hamburg, wo Frauen den ökumenischen Gottesdienst in einer großen gemeindelosen Kirche, dem „Haus der Ökumene“, feiern. Mit dabei sind Frauen aus Korea, aus Ghana, aus Indonesien oder Indien. Im Gottesdienst lesen sie die Geschichten der Migrantinnen aus Frankreich vor, obwohl sie auch ihre eigenen erzählen könnten.
„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Texte des Gottesdienstes nicht zu verändern, weil keine politische Veranstaltung daraus werden soll“, erklärt Pastorin Ute Gerstner, die den Gottesdienst leitet. Und doch weiß sie, ihre Geschichten sind ganz ähnlich. „Die Ressentiments sind nach wie vor groß, auch wenn Deutschland schon seit dem Mauerfall faktisch ein Zuwanderungsland ist.“
Fremde willkommen heißen
Gerstner hat 14 verschiedene ökumenische Veranstaltungen in der Vorbereitung des diesjährigen Weltgebetstages der Frauen organisiert. Im Mittelpunkt stand dabei der Gottesdienst, aber auch das Thema „Fremdsein“, etwa bei einem gemeinsamen Nachmittag in der afrikanischen Gemeinde. Es gebe immer noch viele Vorbehalte gegenüber Fremden, hat sie dabei erfahren. Wenn etwa eine deutsche Familie am Flughafen bei der Einreise von der ausländisch aussehenden Mutter getrennt wird und Mann und Kinder unbehelligt passieren können, während sie stundenlang gefilzt wird. „Da spürt man, dass die allgemeinen Verdachtsmomente gegenüber Fremden allgegenwärtig sind.“
Das französische Weltgebetstagskomitee will Menschen mit seinem Gottesdienst zum Weltgebetstag 2013 aufrütteln, solidarisch zu sein und Fremde wirklich willkommen zu heißen. Denn so heißt es in der Bibel: „Jesus schaut uns aus jedem fremden Gesicht an.“
Von Janina Mogendorf