Dass Museveni nach drei Jahrzehnten im Amt wenig Widerspruch duldet, mussten im vorigen Jahr auch die katholischen Bischöfe des Landes feststellen. Sie kritisierten die Gesetzesänderung, durch welche das präsidiale Höchstalter gekippt wurde; einer sprach gar von „Hochverrat“. Bald herrschte Streit zwischen Kirche und Regierung. Der Präsident sprach von einer „Provokation“ durch Kirchenführer. Prinzipiell ist Musevenis Verhältnis zu Religion gespalten. 2017 erklärte er: Gebete hätten Afrika rückständig gemacht. Wie Europäer sollten Afrikaner „mehr arbeiten und weniger beten“.
Also doch ein aufgeklärter Liberaler? Im Gegenteil. Persönliche Freiheiten empfindet Museveni als eher lästig. Das wird etwa an seiner Verteidigung für Ugandas strenge Anti-Homosexuellen-Gesetze sichtbar. Die sorgten in der Vergangenheit nicht nur in Deutschland, sondern auch im Vatikan für rege Kritik. Auch zu Hause sind für Museveni die Rollen klar geregelt. „Der Herr des Hauses sollte nie die Küche betreten“, erklärte er kürzlich – und erntete neben Gelächter allgemeinen Zorn.
Politische Mitsprache ist aus Sicht des ugandischen Patriarchen tabu. Immer wieder werden Kritiker in Uganda verhaftet. Im April wurde der beliebte Popstar und Oppositionspolitiker Bobi Wine wegen seiner Teilnahme an Protesten festgenommen. Trotzdem will er bei der nächsten Wahl 2021 als Kandidat gegen den in die Jahre gekommenen Autokraten antreten. In der Vergangenheit gab es gegen den Präsidenten immer wieder den Vorwurf des Wahlbetrugs.
Für Adelheid Magister, Wirtin im österreichischen Städtchen Unterolberndorf, steht fest: „Er ist ein Mensch, den ich gern zum Freund habe. Aber zum Feind möchte ich ihn keinesfalls.“ Sie muss es wissen, denn in ihrem Wirtshaus trafen vor 34 Jahren die Rebellenführer der National Resistance Army zusammen, um die Zukunft Ugandas zu planen und eine neue Verfassung auszuarbeiten.
Der „Befreiungskampf im Weinviertel“ scheint längst vergessen. Daher appellierte der ugandische Akademiker und Politaktivist Yash Tandon vor kurzem an seinen „guten Freund“ Museveni: „Bitte Herr Präsident, lassen Sie eine jüngere Generation übernehmen.“ Aber Museveni dürften solche Ratschläge höchstens wundern. Vor seiner umstrittenen Wiederwahl vor drei Jahren fragte er seine Widersacher: „Wie könnte ich eine Bananenplantage verlassen, die ich selbst gepflanzt habe, jetzt da sie beginnt, Früchte zu tragen?“