Misereor verwies etwa auf die Berichterstattung philippinischer Medien über den Konflikt auf Mindanao, wo seit über 40 Jahren die philippinische Armee und verschiedene muslimische bewaffnete Gruppen miteinander kämpfen. Die Kolonialisierung Mindanaos durch Spanien und die Ansiedlung christlicher Siedler durch die philippinische Regierung hätten dazu geführt, dass die in vorkolonialer Zeit regierende muslimische Bevölkerungsgruppe ihre Selbstbestimmungsrechte verloren habe. Diese forderten die Muslime jetzt zurück, erklärte das Hilfswerk die Hintergründe des Konflikts auf der philippinischen Insel.
Die Folgen für die Bevölkerung seien Verarmung, Vertreibung und ein tief sitzendes Misstrauen der muslimischen, christlichen und indigenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander. Ein vielversprechender Friedensprozess sei in Gefahr, da es Lobbygruppen gelungen sei, die Abstimmung im philippinischen Parlament über das Abschlussdokument zu verhindern.
Die gescheiterte gesetzliche Verankerung der Friedensvereinbarung hätte den Muslimen weitgehende Autonomie eingeräumt. „Teile der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes sehen Forderungen nach mehr Selbstbestimmung der muslimischen Bevölkerung in Mindanao jedoch als Bedrohung ihrer ökonomischen und machtpolitischen Interessen. Sie nutzen daher ihren Einfluss, um ein Autonomieabkommen zu verhindern. Hierbei spielen die öffentliche Meinung und die Medien eine wichtige Rolle“, erläuterte Elmar Noé, Länderreferent für die Philippinen bei Misereor.
Bezahlte Berichterstattung
Die Medienlandschaft auf den Philippinen sei von hartem Wettbewerb geprägt. „Journalisten sind schlecht bezahlt, viele schlecht ausgebildet, und nicht wenige bessern ihr Gehalt über parteiische Berichterstattung auf, ohne sich über die Konsequenzen bewusst zu sein oder Gedanken zu machen. Darüber hinaus bedingt der Konkurrenzdruck, dass mehr über Konflikte als über Frieden berichtet wird“, so Noé.
„Nachrichten sind ein Geschäft, sie müssen brandaktuell sein. Anschläge oder Gefechte verkaufen sich gut und schaffen es daher leicht in die Schlagzeilen, getreu dem Motto ‚If it bleeds, it leads‘. Die Erklärung der Konfliktursachen ist dagegen komplex, Friedensprozesse sind langwierig und bürokratisch“, sagte Karlon Rama vom Peace and Conflict Journalism Network (PECOJON), einer Partnerorganisation Misereors auf den Philippinen. „Auch in Deutschland ist das ein Problem für alle, die die Erfolge ziviler Konfliktbearbeitung öffentlich bekannt machen wollen“, bestätigte Noé.
Die sensationsheischende Berichterstattung heize den Konflikt auf Mindanao weiter an, warnte Rama. Journalisten würden zur Zielscheibe von Angriffen. Die Philippinen gehören zu den Ländern mit den meisten Journalistenmorden weltweit. Die Misereor-Partnerorganisation setze sich daher für eine ausgewogene Berichterstattung ein und biete landesweit Trainings in konfliktsensiblem Journalismus an, so Rama.
Missio kritisiert heikle Situation christlicher Blogger
Das katholische Missionswerk Missio Aachen wies anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit auf die schwierige Lage von christlichen Bloggern hin. „Wir beobachten nicht allein in Vietnam, dass christliche Aktivisten wegen ihres Einsatzes für Meinungsfreiheit, Demokratie und Religionsfreiheit in Bedrängnis geraten, aktuell macht uns auch Bangladesch mit Blick auf bedrängte christliche Blogger große Sorgen“, erklärte Missio-Sprecher Johannes Seibel. Er äußerte sich anlässlich der internationalen Internet-Konferenz republica, die derzeit in Berlin stattfindet.
Konkret rief Missio die Bundesregierung auf, sich für die Freilassung des vietnamesischen Priesters und Internetaktivisten Nguyen Van Ly einzusetzen. Eine entsprechende Kampagne mit dem Schlagwort #freeLy in den sozialen Netzwerken habe das Missionswerk mit Reporter ohne Grenzen auf die Beine gestellt. Zusammen setze man sich für Meinungs- und Religionsfreiheit auch auf der republica ein, betonte Missio. (lek/KNA/Misereor/Missio)
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