Langjährige Kenner der US-Bischofskonferenz wie John Gehring von der katholischen Laienorganisation „Faith in Public Life“ meinen, die Kirchenführer hätten sich in den vergangenen Jahren zu sehr in die Kulturkämpfe des Landes hineinziehen lassen. Mit der Konzentration auf Abtreibung, „Homo-Ehe“ und Zugang zu künstlichen Verhütungsmitteln habe die US-Kirche etwas anderes ausgestrahlt als der Papst. „Vergleichen Sie das mit der ansteckenden Freude, die Papst Franziskus mit seinem Aufruf zu einer
‚armen Kirche für die Armen‘
gebracht hat“.
Konservative US-Katholiken üben Kritik
Dass die Tage vorüber sind, in denen sich die katholische US-Kirche bei den meisten Themen als verlässliche Verbündete der konservativen Republikaner wiederfindet, zeichnet sich bereits im Vorfeld der
Umweltenzyklika
ab, mit der sich Franziskus am 18. Juni an die Gläubigen wenden wird. Konservative US-Katholiken ahnen schon, was auf sie zukommt. Seit Jahresbeginn lassen die Meinungsführer keine Gelegenheit aus, den Papst davor zu warnen, den Bogen nicht zu überspannen.
Der Reigen der (Laien-)Kritiker beginnt bei dem renommierten Kirchenhistoriker George Weigel, dem schon die Enzyklika „Caritas in Veritate“ von Benedikt XVI. zu weit ging. Er geht weiter über den Chef der Lobby-Organisation „Catholic League“ Bill Donohue, der findet, Franziskus habe zum Klimawandel schlicht keine Lehrautorität. Und er endet beim konservativen katholischen Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum, der mit dem Ratschlag aufwartet, der Papst möge „die Wissenschaft den Wissenschaftlern überlassen“. Selbst wenn sich auch US-Bischöfe – wie etwa der Gastgeber des Welttreffens der Familien, Erzbischof Charles Chaput von Philadelphia – mit dem neuen Kurs des Papstes schwer tun, halten sie sich doch mit öffentlicher Kritik zurück.
Vorbereitungen auf die Enzyklika