67 Minuten Wohltätigkeit
Die magische Zahl, die auch den diesjährigen Aktionstag begleitet: 67. So viele Jahre hatte Mandela in seinem Heimatland für Demokratie gekämpft. Südafrikaner und Menschen rund um den Globus sind heute aufgerufen, 67 Minuten ihrer Zeit für einen wohltätigen Zweck zu opfern: etwa in einem Altenheim auszuhelfen, Müll aufzusammeln oder Essen an Obdachlose zu verteilen.
Die Zahl 67 hatte auch Mandelas langjährige Sekretärin Zelda la Grange herangezogen, als sie 2013 ihre Freundin Carolyn Steyn herausforderte, bis zum Nelson Mandela-Tag 67 Decken anzufertigen. Diese sollten später an Bedürftige verteilt werden. Da Steyn der Aufgabe nicht gewachsen war, startete sie einen Aufruf auf Facebook, Decken zu nähen, zu stricken oder zu häkeln und einzuschicken. Die Reaktion war überwältigend. Schnell wurde die Aktion „67 Blankets“ zur Massenbewegung; sie hat mittlerweile auch Unterstützer in Deutschland, den USA, Australien und Kanada.
Die Südafrikaner Sibusiso Vilane und Richard Mabaso führen eine Wandergruppe von Südafrika über Botsuana und Sambia bis nach Tansania. Am Mandela Day will die Gruppe dann den Gipfel des Kilimandscharo erklimmen. Der Friedensnobelpreisträger und Erzbischof Desmond Tutu, ein langjähriger Freund Mandelas, nutzte bereits die Woche vor dem Event. Er las mehreren Dutzend Waisenkindern Bücher vor.
67 Kilometer langer Staffellauf
In Johannesburg werden rund 15.000 Läufer erwartet, um einen 67 Kilometer langen Staffellauf zu absolvieren. Jeweils zehn Teammitglieder teilen sich die Strecke und geben nach 6,7 Kilometer den Stab an den nächsten Läufer ab – eine Erinnerung an Mandelas historische Worte: „Es ist an der Zeit, dass neue Hände die Hindernisse aus dem Weg räumen. Jetzt liegt es in euren Händen.“
Offiziell starteten die Feierlichkeiten zum diesjährigen Mandela Day bereits im April; sie reichen bis in den August. Sello Hatang, der Vorsitzende des „Nelson Mandela Centre for Memory“, begrüßt die vielen Aktivitäten. Zugleich lehnt er es ab, den Aktionstag auf einen Aktionsmonat auszuweiten. Dies war in Südafrika zuvor schon mit dem „Monat der Jugend“ und dem „Monat der Frau“ geschehen. „Das könnte das Gegenteil bewirken. Wenn wir einen Monat lang Mandela gedenken, haben wir das Gefühl, ihm das restliche Jahr keine Aufmerksamkeit mehr schenken zu müssen.“ Stattdessen sollten Südafrikaner seine Botschaft in ihren Alltag integrieren. Hatangs Vorschlag: „Macht jeden Tag zum Mandela-Tag.“
Von Markus Schönherr