In unmittelbarer Nachbarschaft zu einem gestrandeten Ozeanriesen ist etwa der 30-jährige Joe gerade dabei, das Dach seines Hauses zu reparieren. „Im Taifun habe ich meine Mutter und meine Schwester verloren“, erzählt der junge Mann. „Es muss trotzdem irgendwie weitergehen.“ Ein paar Kilometer weiter pinselt Albert an der Außenwand der Steyler Krankenhauses. Der 24-Jährige Handwerker arbeitet schon seit vielen Jahren für die Missionare – und wandte sich deshalb auch an sie, als er nach dem Taifun kein Dach mehr über dem Kopf hatte. „Die Flutwelle hatte mein Haus komplett weggerissen“, erinnert er sich. „So habe ich mit meiner Frau, meinen beiden Kindern und anderen Flüchtlingen in der Steyler Schule von Tacloban Zuflucht gesucht. Das Gebäude habe ich selbst angestrichen und wusste deshalb, dass es gut gebaut ist. Zwei Monate blieben wir dort, bis ich die nötigsten Dinge an meinem Haus wiederaufgebaut hatte.“
Steyler helfen beim Wiederaufbau
Rund anderthalb Autostunden südlich von Tacloban besucht der Steyler Missionar Pater Testado heute Barangay Del Carmen, ein kleines Dorf, das eingebettet in Kokosnussplantagen liegt. „Als wir hierher kamen, war die Verwüstung sehr groß“, erklärt der Steyler Missionar. „Es standen kaum mehr Häuser. Darum haben wir uns entschieden, hier eines unserer Siedlungsprojekte zu verwirklichen und 140 neue Häuser zu bauen. Von diesen stehen bereits 132. Acht Häuser sind noch im Aufbau.“
Bereits fertig ist das Haus von Amicamba. Die junge Frau bewohnt es gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren beiden Söhnen. „Während des Taifuns hatten wir große Angst“, erinnert sie sich. „Wir sind in unsere Dorfschule evakuiert worden. Dort saßen wir zitternd in einem der Klassenräume und hörten den Wind heulen. Als wir wieder herauskamen, war unser Haus total zerstört. Wir haben im Taifun alles verloren – und sind deshalb sehr glücklich über dieses neue Haus, das uns die Steyler Missionare ermöglicht haben.“
Rund 2.400 Häuser sind mithilfe der Steyler inzwischen im Norden der Insel Cebu, auf der Insel Bantayan und auf der Insel Leyte gebaut worden. Viele weitere sind in Planung. Als Pater Testado auf der Küstenstraße zurück nach Tacloban fährt, wird sie kilometerlang von zerstörten Fahrzeugen und Privathäusern, Fabriken und Schulen gesäumt. Zwischendrin: immer wieder Zeltstädte für Flüchtlinge. Die Region und ihre Menschen sind auch Monate nach dem Taifun immer noch gezeichnet. Bis hier und auf den Nachbarinseln wieder Normalzustand herrscht, wird es noch viele Jahre dauern.
Von Markus Frädrich