Bei einer Audienz mit den Teilnehmern des Treffens am Montag betonte Papst Franziskus, der „Mut der Hoffnung“ sei ein Auftrag an alle Kirchen. Der Papst erinnerte an das historische erste Gebetstreffen für den Frieden in Assisi 1986, zu dem Papst Johannes Paul II. einladen hatte und dessen Tradition Sant’Egidio mit den Friedenstreffen unter den Religionen fortführt.
Papst erinnert an Weltgebetstreffen im Oktober 1986
„Es war in einer von gegensätzlichen Blöcken gekennzeichneten Welt, in der Papst Johannes Paul II. die Führer der Religionen eingeladen hatte, für den Frieden zu beten: Nicht mehr die einen gegen die anderen, sondern nebeneinander. Das durfte und konnte kein Einzelereignis bleiben. Sie alle haben diesen Weg fortgeführt und den Schwung vergrößert. Wir dürfen niemals angesichts des Leides ganzer Völker resignieren, der Geiseln der Kriege, der Not, der Ausbeutung! Wir können nicht indifferent und machtlos bleiben gegenüber den Dramen der Kinder, Familien, Alten und aller Opfer von Gewalt. Wir können nicht zulassen, dass der Terrorismus die Herzen einiger weniger einnimmt und damit Schmerz und Tod für so viele säht!“, erklärte Franziskus.
Es könne keinerlei religiöse Rechtfertigung für Gewalt geben, so der Papst. Jeder Griff zur Gewalt sei ein „Nein“ zu Gott, griff er die Ansprache von Benedikt XVI. in Assisi vor zwei Jahren auf. In diesem Sinn könnten die Führer der Religionen einiges tun.
„Aber was genau können wir tun? Ihr jährliches Treffen zeigt uns den Weg: Den Mut zum Dialog, der Hoffnung gibt. Nicht Optimismus, das ist etwas anderes, sondern Hoffnung. In der Welt gibt es auch deswegen so wenig Frieden, weil es an Dialog mangelt. Für den Frieden brauchen wir einen hartnäckigen, geduldigen, starken, und klugen Dialog, der nichts verloren gibt. Dieser Dialog kann den Krieg besiegen.“, so Franziskus.
Menschenrechtler: Usbekistan lässt Frauen zwangssterilisieren
Neben Frieden und Dialog spielten auf dem internationalen Treffen auch Themen wie Armut und soziale Gerechtigkeit, christlich-islamischer Dialog und Gewalt gegen Frauen eine Rolle. Am Montag warfen usbekische Menschenrechtler der Regierung des zentralasiatischen Landes die massenhafte Zwangssterilisierung von Frauen vor. Um das hohe Bevölkerungswachstum zu bremsen, habe das Gesundheitsministerium eine entsprechende Order an Krankenhäuser erlassen, sagte die führende Aktivistin Tamara Chikunova beim Friedenstreffen in Rom. Die Sterilisation werde darin als „die wirksamste Form der Verhütung“ bezeichnet, so die Mitteilung der Gemeinschaft.
Malaysischer Oppositionsführer fordert Schutz für Christen
Auch das Thema Religionsfreiheit kam auf dem internationalen Friedenstreffen zur Sprache. Ein führender Repräsentant der Muslime in Malaysia rief seine Glaubensbrüder in aller Welt zum Schutz bedrängter Christen auf. „Sie müssen die Gräueltaten gegen die christlichen Minderheiten anprangern und jenen Muslimen die Stirn bieten, welche die Christen bekämpfen“, sagte der malaysische Oppositionsführer Anwar Ibrahim am Montag in Rom.
Bloße Toleranz reiche nicht aus, um die Menschenwürde zu respektieren, so Ibrahim, Vorsitzender des malaysischen Oppositionsbündnisses Pakatan Rakyat. Vielmehr müssten die Unterschiede zwischen den religiösen Gruppen anerkannt und wertgeschätzt werden. Zugleich hob er hervor, die derzeitige Gewalt in den arabischen Ländern habe politische Motive, keine religiösen. „Die Herausforderung in der islamischen Welt besteht in der Einsicht, dass es ohne Freiheit und Respekt keinen Frieden geben kann.“
Die internationalen Friedenstreffen werden von Sant''Egidio jedes Jahr in einer anderen Stadt ausgerichtet. Vorbild ist das Weltgebetstreffen der Religionen für den Frieden, zu dem Johannes Paul II. (1978–2005) im Oktober 1986 nach Assisi eingeladen hatte. (mit KNA/Radio Vatikan)
Hier können Sie das Programm des Friedenstreffens auf Deutsch herunterladen.