Ein jähes Ende
Ein ohrenbetäubender Knall durchbricht die andächtige Stille. Plötzlich sind alle in Aufruhr, panische Schreie erfüllen den Kirchplatz, Menschen liegen am Boden, andere weinen, wieder andere eilen Verletzten zur Hilfe. Ein Bombenattentat hat dem Freudenfest ein jähes Ende bereitet.
„Ich stand erst ein paar Sekunden wie versteinert da“, erinnert sich Marian. „Überall liefen mir schreiende Menschen entgegen. Die Steyler haben mitgeholfen, die Verletzten ins Krankenhaus zu bringen.“ Im Inneren der Kirche trifft Marian auf weinende Kinder. „Da war ein Mädchen, das am ganzen Körper gezittert hat“, sagt er. „Ich habe versucht, es zu trösten.“ Zwei Kinder und eine Frau kamen durch den Bombenanschlag in Olasiti ums Leben, mehr als 50 Menschen wurden verletzt. Zu den Hintergründen der Tat laufen bis heute die Ermittlungen: Man vermutet religiöse Fundamentalisten hinter den Tätern. Acht Verdächtige sollen inzwischen festgenommen worden sein.
Marian stand nur wenige Meter entfernt, als die Bombe aufschlug. „Ich konnte die Druckwelle spüren“, erinnert er sich. „Mein Herz hat sich beinahe überschlagen.“ Die Ereignisse des 5. Mai kommen ihm immer wieder in den Sinn. „Aber so einschneidend dieses Erlebnis war: Ich will meinen Einsatz als Missionar auf Zeit auch nicht darauf reduzieren“, sagt er. „Gefahren ist man überall auf der Welt ausgesetzt. Ich hatte einen guten Schutzengel – und gemeinsam mit den Steylern habe ich den Tag aufgearbeitet.“
Die Ereignisse vom 5. Mai mögen Marian durch Mark und Bein gegangen sein: Insgesamt empfindet der 21-Jährige aus Goch seinen Einsatz als Missionar auf Zeit bei den Steyler Missionaren in Kenia und Tansania als große Bereicherung. „Das Jahr hat mir Augen, Ohren, Herz, ja, alle Sinne geöffnet“, sagt er.
Viele Höhepunkte
Nach dem Höhepunkt seines Einsatzes gefragt, kommt Marian ins Grübeln. War es das Weihnachtfest am Strand, mit der Jugendgruppe der Steyler Pfarrgemeinde von Nairobi-Soweto, oder waren es die Besuche in den Dörfern der Massai, mitten im tansanischen Busch? War es der landesweite Kirchenchor-Chorwettbewerb, bei dem Marian und seine Mitsänger den vierten Platz gemacht haben, oder war es doch die Besteigung des Mount Kenya?
Vielleicht war es auch das Feingefühl des Steyler Missionars Bruder Karl Schaarschmidt. Er erkannte Marians künstlerisches Talent – und motivierte den jungen Freiwilligen, diese besonderen Fähigkeiten in seinen Einsatz einzubringen. Besonders stolz ist Marian auf ein Mosaikbild, das er für die Anbetungskapelle der Gemeinde von Soweto gestaltet hat: Eine Weltkugel, züngelnde Flammen und eine Taube – zusammengesetzt aus vielen bunten Glassteinen – umgeben den Tabernakel. Viele Stunden hat ihn diese Arbeit investiert.