Diese Staaten werden auch bei Verhandlungen über die Weiterentwicklung der globalen Entwicklungsziele ein wachsendes Gewicht bekommen. Die Millennium-Entwicklungsziele (MDG) der UN laufen 2015 aus und sahen unter anderem vor, die Zahl der Hungernden zu halbieren. Jetzt gelte es, für die Zeit danach ein neues Paket zusammen mit Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) zu schnüren, fordert etwa Venro. Der Dachverband der deutschen Entwicklungshilfeorganisationen zählt dazu das Streben nach sozialer und ökologischer Gerechtigkeit, Kampf gegen Armut, sowie klare Vorgaben für den Klimaschutz und einen schonenden Umgang mit Ressourcen.
Die Herkulesaufgabe
Solche Positionen sollten sich „in weitaus umfassenderem Maße“ als bisher auf der politischen Agenda niederschlagen, ergänzt Volker Kasch, entwicklungspolitischer Beauftragter des katholischen Hilfswerks
Misereor
. Dazu wird sich Entwicklungspolitik weiter in Richtung einer „globalen Friedens- und Strukturpolitik“ entwickeln müssen, wie es im SPD-Wahlprogramm heißt. Eine Herkulesaufgabe, die das zuständige Ministerium nicht allein wird stemmen können. Für den Umgang mit fragilen Staaten etwa verständigte sich das BMZ mit Verteidigungsministerium und Auswärtigem Amt bereits auf gemeinsame Leitlinien.
Dabei geht es darum, sich in Krisenherden rechtzeitig und gezielt zu engagieren, um Militäreinsätze nach Möglichkeit zu verhindern. Ob die Strategie funktioniert, könnte sich in der Sahelzone zeigen. Mali ist nur ein Brennpunkt unter vielen – der zudem in unmittelbarer Nähe zu Europa liegt. Länder wie Mauretanien, Tschad oder Niger dürften sich mittelfristig jedoch nur dann stabilisieren lassen, wenn die internationale Staatengemeinschaft an einem Strang zieht. Rufe nach einer besseren Abstimmung der Entwicklungszusammenarbeit auf EU-Ebene und einer Reform der Vereinten Nationen gibt es unter anderem deswegen schon länger. Sie finden sich auch in den Wahlprogrammen. Mitunter mag das ein wenig nach Tim Bendzkos Hit klingen, den Anrufer in der Warteschleife beim BMZ hören: „Nur noch kurz die Welt retten“. So einfach ist es leider nicht.
Von Joachim Heinz