Auch das China-Zentrum muss deshalb mit Rückschlägen leben und viel Fingerspitzengefühl aufwenden. Dabei hilft, dass der 57-jährige Welling selber 22 Jahre in Taiwan gelebt hat und Provinzprokurator der China-Provinz der Steyler Missionare in Taiwan, Hongkong und in Festland-China war. „Manchmal fällt mir eher ein chinesisches Wort ein als ein deutsches“, sagt der Theologe, der seit einem Jahr das Zentrum leitet. Auch fünf der sechs Mitarbeiter – Sinologen, Chinawissenschaftler und Übersetzer – sprechen Chinesisch.
Steyler Missionare seit 134 Jahren in China
Getragen wird das China-Zentrum von Orden, katholischen Hilfswerken und Diözesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Es kann damit auf eine lange China-Erfahrung aufbauen. Beispielsweise auf das Wissen der Steyler Missionare, die seit 134 Jahren im Reich der Mitte vertreten sind und deren wissenschaftliche Institute, Hochschule und Völkerkundemuseum in Sankt Augustin in unmittelbarer Nähe zum China-Zentrum liegen.
Dazu gehört auch das „Institut Monumenta Serica“, das in seiner Bibliothek mehr als 81.000 Bände in Chinesisch, Japanisch und westlichen Sprachen sowie 350 Zeitschriften als Wissensschatz zur Verfügung stellt. Seine Brückenfunktion erfüllt das China-Zentrum auch über die Zeitschrift „China heute“, das E-journal „Religions __amp__ Christianity in Today''s China“ sowie über Vorträge und Veranstaltungen. Seit mehr als 20 Jahren gibt es beispielsweise ein deutsch-chinesisches Studententreffen des Zentrums mit 70 bis 80 Teilnehmern aller Fachrichtungen.
Zugleich ist das China-Zentrum ein wichtiger Knotenpunkt im Netz ähnlicher Einrichtungen in Belgien, Frankreich, Spanien und Italien. „Der Pool China-erfahrener Leute in der europäischen Kirche wird eher kleiner“, sagt Welling auch mit Blick auf schwindenden Ordensnachwuchs. Umso wichtiger sei die europäische Vernetzung.
Vernetzung schafft das Institut auch durch die Begleitung von chinesischen Gästen in Deutschland und die Vorbereitung von China-Reisen deutscher Kirchenrepräsentanten. Darüber hinaus ermöglicht das China-Zentrum die Aus- und Weiterbildung von chinesischen Seminaristen, Priestern und Ordensschwestern. Derzeit leben und studieren 18 chinesische Theologen und Ordensleute in Sankt Augustin, besuchen die Theologische Hochschule der Steyler Missionare oder umliegende Universitäten. Künftig sollen auch verstärkt Laien theologisch weitergebildet werden.
Von Christoph Arens