Beispiel aus der Spielwarenindustrie
Ein Beispiel: Der auf die Zulieferer in der Spielwarenindustrie zugeschnittene „ICTI Care Process“. Hinter dem Zungenbrecher verbirgt sich ein Verfahren, dass die Betriebe dazu anhalten soll, arbeitsrechtliche und soziale Mindeststandards für die Beschäftigten zu garantieren. Aufgrund der vergleichsweise überschaubaren Verhältnisse in der Branche – fast 80 Prozent der Betriebe sitzen in China, das globale Umsatzvolumen liegt bei 83,3 Milliarden US-Dollar (63,7 Milliarden Euro) – räumen Experten, wie der Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler Nick Lin-Hi, dem Vorhaben eigentlich gute Chancen ein, die Verhältnisse zu verbessern. Eigentlich. Tatsächlich weigerten sich die Abnehmer, also Markenunternehmen in Deutschland und anderen Ländern, aber oftmals, diese Anstrengungen auch finanziell angemessen zu honorieren.
Menschenwürde, Zusammenhalt und Verantwortung für die Gesellschaft
„Damit droht der ganze Prozess zu scheitern“, fasst Lin-Hi zusammen, der für Misereor eine Studie zu dem Thema verfasst hat. Ob es aber hilft, Übeltäter an den Pranger zu stellen? Der Leiter des Bereichs Unternehmensverantwortung beim Kaffeeröster Tchibo, Achim Lohrie, hat da so seine Bedenken. Sinnvoller sei es, die Unternehmen von dem positiven Imagegewinn eines Engagements bei Umweltschutz und Menschenrechten zu überzeugen. Das Misereor-Unternehmensforum könnte hier durchaus ansetzen, indem es sich in Wirtschaftskreisen für derartige Belange stark macht. Im Grunde genommen, meint Telekom-Chef Obermann, geht es darum, die Maximen der katholischen Soziallehre mit Leben zu füllen: „Menschenwürde, Zusammenhalt und Verantwortung für die Gesellschaft.“ So schnell können Unternehmer und Entwicklungshelfer zusammenfinden.
Von Joachim Heinz