Auch abgelegene Dörfer sollen online gehen
Der wohl aufwendigste und kostspieligste Teil der Kampagne wird das Projekt „Mawingu“ (Kisuaheli für „Wolke“). Dessen hoch gestecktes Ziel sieht vor, abgelegene Dörfer im kenianischen Rift Valley mit dem Internet zu verbinden. Kleinbauern sollen sich auf diese Weise über Landwirtschaftstechniken informieren und Schüler sollen online auf Lernprogramme zugreifen können.
Technisch handelt es sich um ein Pilotprojekt in der verlassenen Savanne, denn Mobilität ist dort das oberste Gebot. In den Dörfern im Rift Valley gibt es weder Strom noch Telefonleitungen. Sendemasten sollen ihre Energie aus Solarzellen beziehen. Die Signale, die sie aus der regulären Internetleitung bekommen, senden sie dann als eine Art Super-WLAN an Rechner und Telefone. Genutzt werden soll dabei der sogenannte White Space: eine Frequenz, auf der in vordigitaler Zeit TV-Signale gesendet wurden.
Entwicklungshilfe oder Marktlücke?
Microsoft betont, mit seinem Engagement in Afrika die dortige Wirtschaft stärken und dem Kontinent auf die Beine helfen zu wollen; der Profit stehe im Hintergrund. Microsoft-Gründer Bill Gates (57) hat sich in den vergangenen Jahren mit seiner nach ihm benannten Stiftung stark in Sozial- und Gesundheitsprojekten engagiert. Kritiker vermuten freilich hinter der neuen Kampagne dennoch einen geschickten Zug, um den afrikanischen Markt zu erschließen.
Die Nachfrage nach günstiger Technik ist dort zuletzt rasant gestiegen, selbst in abgelegenen Regionen. 2012 brachte ein kongolesischer Unternehmer „Way-C“ heraus, das erste afrikanische Smartphone; Huawei überschwemmte bereits 2011 den kenianischen Handymarkt mit seinen Android-Smartphones für 50 US-Dollar (Tageskurs 37 Euro). Doch während in Europa bereits jeder zweite Handy-Nutzer ein Smartphone besitzt, bietet der Markt Afrika mit gerade mal zehn Prozent noch viel Platz für Neuauftritte.
Von Markus Schönherr