Im Osten habe lediglich jeder Vierte, der mit HIV lebt und eine Therapie bräuchte, Zugang zu einer Behandlung. Auch Dr. Klemens Ochel, Mitarbeiter am
Missionsärztlichen Institut
in Würzburg und Renovabis-Fachberater, zieht im Vorfeld des Welt-Aids-Tags zur HIV-Epidemie in Osteuropa eine ernüchternde Bilanz: HIV- oder Aids-Betroffene würden in den staatlichen Gesundheits- und Sozialdiensten häufig ausgegrenzt. Ihnen werde allzu oft ihr Recht auf Behandlung vorenthalten, erklärt Ochel. Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse, bemängelt der Fachreferent, sträubten sich Fachleute und Politiker, Präventions- und Behandlungsprogramme mit dem Ziel der Schadensbegrenzung gerade für Menschen mit Drogenmissbrauch zu initiieren.
Frauen in der Prostitution besonders gefährdet
HIV/Aids betrifft vor allem gesellschaftlich marginalisierte, stigmatisierte oder kriminalisierte Gruppen und Menschen – so beispielsweise Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Dies läge daran, dass zum einen für viele Freier Kondome ein Tabu seien und zum anderen, dass Frauen von ihren Zuhältern zu gefährlichem, ungeschützten Verkehr gezwungen würden, berichtete das Hilfswerk für Frauen in Not,
Solwodi
, am Dienstag. Die Frauen könnten sich dagegen nicht wehren und seien damit der Gefahr ausgesetzt, sich mit dem tödlichen Virus zu infizieren.
Darüber hinaus wisse ein Großteil der Frauen mit Migrationshintergrund, die beispielsweise durch Menschenhandel illegal nach Deutschland gelangt seien, nichts über die Krankheit – Aids sei in vielen Ländern noch ein Tabuthema. Gefangen zwischen der tödlichen Krankheit und der Angst vor den Reaktionen der Mitmenschen, bräuchten diese Frauen dringend Hilfe.
(KNA/Misereor/Renovabis/Solwodi)