Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, würdigte die zurückliegende Arbeit. Diese hatte einen Paradigmenwechsel von Patenschaft zu Partnerschaft angebahnt und die globale Entwicklung von der „Westkirche zur Weltkirche“ mitgestaltet. Auf diesen Erfolgen dürfe man sich nicht ausruhen. Die Kirche müsse immer „katholischer“ werden im eigentlichen Sinn des Wortes, das heißt in der gegenseitigen Teilnahme an Freud und Leid der anderen. Es werde in Zukunft wichtiger, stärker untereinander und mit nichtkirchlichen Organisationen zu kooperieren.
„Unser Auftrag ist es, die Frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen – vor allem zu den Armen. Stichwort: integrale Evangelisierung. Dies bedeutet, das Evangelium den Menschen zu verkündigen, indem man sich konkret für das Wohl und Heil der Menschen einsetzt, zum Beispiel durch Bekämpfung von Hunger, Gesundheitsfürsorge, den Einsatz für Bildungs- und Entwicklungschancen und die Etablierung demokratischer Strukturen, den Einsatz für die Menschenwürde und Menschenrechte und die Bewahrung der Schöpfung. Integrale Evangelisierung meint: Aus dem Evangelium dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen gut leben können und das Leben in Fülle finden“, so Erzbischof Schick. Die Themen der Weltkirche fänden so auch bei jungen Menschen Interesse: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Das ist die Chance der weltkirchlichen Arbeit in der Zukunft. Für die Gemeinden in Deutschland sei die weltkirchliche Arbeit ein Jungbrunnen und dürfe um der eigenen Zukunft willen nicht vernachlässigt werden.
Aus einer missionswissenschaftlichen Perspektive wies Pater Dr. Markus Luber SJ, kommissarischer Direktor des Instituts für Weltkirche und Mission (Frankfurt a. M.), auf eine wachsende Ambivalenz hin: einerseits genieße die weltkirchliche Arbeit aufgrund ihres caritativen und sozialen Engagements ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Andererseits werde das Interesse der akademischen Theologie an der Reflexion weltkirchlicher Themen diesem Befund nicht gerecht.
Um die Arbeit wissenschaftlich zu fundieren, werde es daher nötig sein, Themenkomplexe wie postkoloniale Theorien, Migration und Mobilität, Pentekostalismus, Digitalisierung, Säkularisierung und die Erfordernisse globaler Herausforderungen als „Zeichen der Zeit“ anzusehen und theologisch zu durchdringen. Für die Praxis weltkirchlicher Arbeit müsse noch stärker daran gearbeitet werden, Nord-Süd-Asymmetrien zu überwinden, um zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu gelangen. Dazu gehöre auch die Anerkenntnis, dass wir in Deutschland des missionarischen Engagements von Christinnen und Christen aus anderen Ländern bedürfen.