Die Lage in Aleppo nannte der Papstbotschafter, der in Damaskus residiert und deshalb mit Kritik am Assad-Regime ansonsten generell zurückhaltend ist, „nicht hinnehmbar“. Zenari sagte: „Das ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft, dass man so viele Menschen einfach schutzlos ihrem Schicksal überlässt.“ Die Menschen in Aleppo seien „nicht alles ‚Terroristen‘. Die Mehrheit von ihnen sind normale Zivilisten, Frauen, Kinder, alte Leute.“
Der päpstliche Nuntius fügte hinzu: „Was da geschieht, lastet nicht nur auf dem Gewissen derer, die den Konflikt stoppen oder für den Respekt des Völkerrechts sorgen könnten. Es ist eine Schande, die auf dem Gewissen aller lastet.“ In dem Konflikt würden „nicht mal die elementarsten Normen des Völkerrechts wie etwa der Schutz der Zivilbevölkerung respektiert“.
Hilfswerke: Humanitäre Hilfe immer schwieriger
Auch für humanitäre Helfer werden die Bedingungen immer schwieriger. Erst vor wenigen Tagen wurde ein UN-Hilfskonvoi beschossen, der Güter für die Provinz Aleppo geladen hatte. Oliver Müller, Leiter von Caritas international, verurteilte den Angriff im Gespräch mit dem Saarländischen Rundfunk als einen „ganz schweren Schlag für die humanitäre Hilfe in Syrien“.
Die Situation vor Ort sei katastrophal, beklagte auch die Misereor-Referentin Astrid Meyer im Interview mit dem Kölner Domradio am Dienstag. Gleichzeitig müsse man sehen, dass die Informationslage sehr chaotisch bleibe. Der Medienfokus richte den Blick jetzt vor allem auf das umkämpfte Ost-Aleppo. „Wir sollten aber nicht vergessen, dass es auch andernorts in Syrien weiter zu Kämpfen kommt“, so die Syrien-Expertin des katholischen Entwicklungshilfswerks.
Die von Rebellen gehaltenen Gebiete im Osten Aleppos sind seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Nach tagelangen schweren Bombardements begannen Truppen von Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad und verbündeten Einheiten am Dienstag mit einer Bodenoffensive, um die frühere Wirtschaftsmetropole in ihre Gewalt zu bekommen. (lek/KNA)
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