Amnesty International fordert die Regierung Nigerias auf, Zivilisten besser zu schützen und weitere Maßnahmen zur Terrorbekämpfung einzuleiten. Doch führende Politiker im Land halten sich weiter bedeckt. So verurteilte Staatspräsident Goodluck Jonathan zwar den
Anschlag
auf die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“. Zum Tod seiner eigenen Landsleute äußerte er sich bislang nicht. Das sorgt mittlerweile sogar in anderen Ländern Afrikas für Kritik. So warf Julius Malema, umstrittener Jungpolitiker aus Südafrika, Jonathan laut einem Bericht der Zeitung „Premium Times“ (Onlineausgabe) Verantwortungslosigkeit im Umgang mit dem Massaker von Baga vor.
Militäreinsatz gegen Boko Haram
Einzige Reaktion der Regierung ist nun offenbar ein Militäreinsatz gegen Boko Haram in der Stadt Biu im Süden des Bundesstaates Borno. Die Zeitung „The Punch“ schreibt am Donnerstag unter Berufung auf Militärsprecher Chris Olukolad, es sei dem Militär offenbar gelungen, eine Übernahme durch Boko Haram zu verhindern. 41 Aufständische sollen dabei ums Leben gekommen sein. Sicherheit über die Zahlen gibt es aber ebenso wenig wie im Fall von Baga.
In Nigeria gilt es als wahrscheinlich, dass die Anschläge vor den für 14. Februar geplanten Präsidentschaftswahlen noch zunehmen werden. Ob die Durchführung der Wahlen landesweit möglich sein wird, ist ungewiss. Das räumte mittlerweile auch der Vorsitzende der unabhängigen nationalen Wahlkommission (INEC), Attahiru Jega, ein. In den hochgefährlichen Gebieten in den Bundesstaaten Borno, Yobe und Adamawa, etwa dort, wo Boko Haram bereits die Flagge gehisst hat, sollen keine Wahlurnen aufgestellt werden. Vor einer Woche hatte Jega das noch anders gesehen.
Kritik an diesem Vorschlag regt sich nicht nur in der katholischen Kirche. Der Bischof von Sokoto, Matthew Hassan Kukah, sagte vor Journalisten in der Hauptstadt Abuja, eine Verschiebung der Wahlen wäre „sehr schädlich für das Land“. Kukah, der zu den kritischsten Beobachtern der Regierung gehört, verlangte stattdessen vollen Einsatz, damit die Wahlen tatsächlich stattfinden können.
Von Katrin Gänsler (KNA)